Sehersteine
Zu der Zeit, als das Buch Mormon hervorkam, glaubten viele Leute an „Sehersteine“. Diese Steine wurden manchmal in einen Hut gelegt und dazu benutzt, verborgene Schätze ausfindig zu machen. Das Folgende erschien im Wayne Sentinel am 27. Dezember 1825:
„HERR STRONG – Bitte fügen Sie folgendes ein und verpflichten Sie einen Ihrer Leser.
Wunderbare Entdeckung. – Es liegt einige Tage zurück, als in dieser Stadt mit Hilfe eines mineralischen Steines (der durchsichtig wird, wenn er in einen Hut gelegt und das Licht von dessen Gesicht, der hineinschaut, ausgeschlossen wird, vorausgesetzt er ist des Schicksals Liebling) ein monströser Pottaschen-Kessel im Schoß der alten Mutter Erde entdeckt wurde, der mit reinstem Gold und Silber angefüllt war. Einige Versuche wurden unternommen, ihn auszugraben, aber ohne Erfolg. Seine Satanische Majestät oder ein anderer unsichtbarer Agent erscheint, um ihn unter Marschbefehl zu halten; denn sobald er an einem Ort ausgegraben werden soll, bewegt er sich schon fort ‚wie falsche Hoffnung’ an einen anderen fernen Ort. Aber seine Verfolger sind jetzt des Erfolges zuversichtlich – sie verschanzten den Kessel ringsherum und trieben einen stählernen Ladestock in den Boden direkt darüber, um den Zauber zu brechen. Nun blieb nichts anderes mehr zu tun als das gewaltige Gewicht anzuheben…
Aufgrund des Rostes am Kessel und der Farbe des Silbers vermutet man, dass er dort gelagert war, wo er jetzt liegt, nämlich wie vorher in den Fluten.“ (Wayne Sentinel, 27. Dez. 1825, S. 2)
Joseph Smiths „Seherstein“ wurde offensichtlich gefunden, während er dabei half, einen Brunnen zu graben. Willard Chase gab folgende Erklärungen in einer beeidigten Erklärung am 11. Dezember 1833 ab:
„Ich lernte die Familie Smith kennen… im Jahr 1820. Damals waren sie mit dem Geldgräbergeschäft beschäftigt, dem sie bis gegen Ende des Jahres 1827 nachgingen. Im Jahre 1822 war ich mit dem Ausgraben eines Brunnens beschäftigt. Ich stellte Alvin und Joseph Smith ein, um mir dabei zu helfen;… Nachdem wir bis 20 Fuß unter der Erdoberfläche gegraben hatten, entdeckten wir einen einzigartig erscheinenden Stein, der meine Neugier erregte. Ich brachte ihn an die Oberkante des Brunnens und während wir ihn untersuchten, legte Joseph ihn in seinen Hut und steckte dann sein Gesicht in seinen Hut… Am nächsten Morgen kam er zu mir und wollte den Stein haben und behauptete, dass er in ihn hineinsehen könnte. Aber ich sagte ihm, dass ich mich nicht von ihm trennen wollte, da er eine Besonderheit war, aber ich würde ihn ihm borgen. Nachdem er den Stein erhalten hatte, begann er überall zu verbreiten, welche Wunder er entdecken könnte, indem er in ihn hineinschaute, und verursachte so viel Aufsehen unter dem leichtgläubigen Teil der Gemeinschaft, dass ich Anweisungen gab, dass der Stein zu mir zurückkehren sollte… irgendwann im Jahre 1825 kam Hiram Smith zu mir und wollte sich denselben Stein ausborgen… Ich sagte ihm, dass er für mich keinen bestimmten Wert hätte und ich ihn nur als eine Besonderheit behalten wollte, und wenn er mir sein Ehrenwort geben würde, dass ich ihn auf Verlangen zurückbekäme, dann sollte er ihn haben…
Im Herbst 1826 besuchte mich ein Freund und wollte jenen Stein sehen… Aber zu meiner Überraschung, während ich zu den Smiths ging und ihn um den Stein bat, sagte er: ‚Sie können ihn nicht haben.’ Ich sagte ihm, dass er mir gehörte, wiederholte ihm das Versprechen, das er mir gab, als er den Stein von mir erhielt, woraufhin er mich mit einem bösen Blick ansah und sagte: ‚Es kümmert mich nicht, wem zum Teufel er gehört, Sie werden ihn nicht bekommen.’
Im Monat Juni 1827 erzählte mir Joseph Smith Sen. folgende Geschichte: ‚Dass vor einigen Jahren ein Geist seinem Sohn Joseph in einer Vision erschien und ihn informierte, dass sich an einem bestimmten Ort ein Bericht auf Goldplatten befände und dass er die Person wäre, die ihn erhalten muss…
Er (Joseph Smith) bemerkte damals, wenn jener Stein nicht gewesen wäre (von dem er anerkannte, dass er mir gehörte), hätte er das Buch nicht erhalten…
Im April 1830 fragte ich Hiram wiederholt nach dem Stein, den er von mir geborgt hatte. Er sagte mir, dass ich ihn nicht bekommen würde, denn Joseph Smith benutzte ihn, um seine Bibel zu übersetzen.“ (Mormonism Unvailed, Painesville, Ohio, 1834, S. 240, 241, 242, 246 und 247)
Der Mormonenhistoriker B. H. Roberts akzeptierte die Geschichte, dass Joseph Smiths Stein in einem Brunnen gefunden wurde. Er gab in der Comprehensive History of the Church, Bd. 1, S. 129 folgende Erklärung ab:
„Der SEHERSTEIN, auf den wir uns hier beziehen, war ein schokoladefarbener, irgendwie eiförmiger Stein, den der Prophet fand, während er einen Brunnen grub zusammen mit seinem Bruder Hyrum für einen Herrn Clark Chase, in der Nähe von Palmyra, N. Y.. Er besaß die Qualitäten des Urim und Thummim, da mit dessen Hilfe – wie oben beschrieben – und ebenso mit Hilfe der Übersetzer, die mit dem Nephitenbericht gefunden wurden, Joseph in der Lage war, die Schriftzeichen, die auf den Platten eingraviert waren, zu übersetzen.
Der Mormonenapostel John A. Widtsoe erklärte: „Einiger Gebrauch wurde auch vom SEHERSTEIN gemacht und gelegentlich wurde er erwähnt. Dies war ein STEIN, der gefunden wurde, während der Prophet beim Ausgraben eines Brunnens für Clark Chase half. Durch göttliche Macht wurde dieser Stein für Joseph Smith im frühen Teil seiner Amtszeit dienstbar gemacht.“ (Joseph Smith, Seeker After Truth, von John A. Widtsoe, S. 267)
George Q. Cannon, der ein Mitglied der Ersten Präsidentschaft wurde, erklärte: „Eines von Josephs Hilfsmitteln bei der Herausfindung der Wahrheit der Berichte war ein besonderer KIESELSTEIN ODER FELSSTÜCK, den er einen Seherstein nannte und der manchmal von ihm anstatt des Urim und Thummim benutzt wurde. Dieser STEIN war von ihm und seinem Bruder Hyrum am Grunde eines Brunnens entdeckt worden und unter göttlicher Führung hatten sie ihn für den Gebrauch im Werk der Übersetzung hervorgebracht.“ (Life of Joseph Smith, von George Q. Cannon, S. 56)
Martin Harris, einer der drei Zeugen für das Buch Mormon, gab folgende Erklärung in Bezug auf Joseph Smiths „Stein“:
„Diese Platten wurden am Nordende eines Hügels zwei Meilen nördlich vom Dorf Manchester gefunden. Joseph hatte einen STEIN, der aus einem Brunnen vom Maurer Chase ausgegraben wurde, vierundzwanzig Fuß unter der Erdoberfläche. In diesem Stein konnte er viele Dinge sehen, was ich mit Sicherheit weiß. MIT HILFE DIESES STEINS ENTDECKTE ER ALS ERSTES DIESE PLATTEN.
An erster Stelle erzählte er mir von diesem Stein und machte den Vorschlag, ihn auf seine Augen zu binden und mit mir in den Wäldern ein WETTRENNEN ZU LAUFEN. Einige Tage danach befand ich mich beim Haus seines Vaters in Manchester, zwei Meilen südlich vom Dorf Palmyra, und stocherte mit einer Nadel in meinen Zähnen, während ich auf den Balken saß. Die Nadel verfing sich in meinen Zähnen und fiel aus meinen Fingern in die Späne und das Stroh. Ich sprang von den Balken und suchte nach ihr. Joseph und Northrop Sweet taten dasselbe. Wir konnten sie nicht finden. Dann überraschte ich Joseph und sagte zu ihm – Ich sagte: ‚Nimm deinen Stein.’ Ich hatte ihn nie gesehen und wusste nicht, dass er ihn dabei hatte. Er hatte ihn in seiner Hosentasche. Er nahm ihn und legte ihn in seinen Hut – den alten weißen Hut, und steckte sein Gesicht in seinen Hut. Ich beobachtete ihn genau, um zu sehen, dass er nicht an einer Seite guckte. Er streckte seine Hand rechts unter mir aus und bewegte ein kleines Stöckchen und da sah ich die Nadel, die er aufhob und mir gab. Ich weiß, dass er nicht eher aus dem Hut herausgeguckt hatte, bis er die Nadel aufgehoben hatte.
Joseph hatte diesen Stein eine Zeit lang gehabt. Es gab eine Gruppe dort in jener Nachbarschaft, die nach Geld grub, das von den Ureinwohnern versteckt worden sein sollte. Zu dieser Gesellschaft gehörten der alte Herr Stowel – ich glaube, sein Name war Josiah – ebenso der alte Herr Beman, auch Samuel Lawrence, George Proper, JOSEPH SMITH JUN. und sein Vater und sein Bruder Hiram Smith. Sie gruben nach Geld in Palmyra, Manchester, aber auch in Pennsylvania und an anderen Orten. Als JOSEPH diesen STEIN fand, war eine Gruppe in Harmony, Pa., mit Graben beschäftigt und sie nahmen Joseph mit, DER FÜR SIE IN DEN STEIN SCHAUEN SOLLTE. UND DIES TAT ER FÜR EINE WEILE und dann sagte er ihnen, dass der Zauber so stark wäre, dass er nichts sehen könnte, und sie gaben es auf. Dort lernte er seine zukünftige Frau kennen, die Tochter des alten Herrn Isaac Hale, wo er in Kost war. Später kehrte er wieder nach Pennsylvania zurück und heiratete seine Frau und nahm sie mit zu Herrn Stowel, da ihre Leute mit der Heirat nicht einverstanden sein würden. Sie war volljährig, Joseph nicht.
Hiernach, am 22 September 1827, vor Tagesanbruch nahm Joseph Pferd und Wagen von Herrn Stowel und er nahm seine Frau mit und begab sich an den Ort, wo die Platten verborgen waren, und während er sie holte, kniete sie sich nieder und betete. Er nahm dann die Platten und versteckte sie in einer alten schwarzen Eiche, die hohl war…
Die Geldgräber erhoben Anspruch, dass sie das gleiche Recht auf die Platten wie Joseph hätten, da sie zu einer Gemeinschaft gehörten. Sie behaupteten, dass Joseph ein Verräter gewesen wäre und sich angeeignet hätte, was ihnen gehörte. Aus diesem Grund fürchtete sich Joseph vor ihnen und fuhr fort, die Platten zu verbergen… Joseph hatte vor diesen Ereignissen die Art und Weise beschrieben, wie er die Platten fand. ER FAND SIE, INDEM ER IN DEN STEIN SCHAUTE, den er im Brunnen des Maurers Chase fand. Die Familie hatte mir das gleiche erzählt.
Joseph sagte, dass der Engel ihm sagte, dass er DIE GESELLSCHAFT DER GELDGRÄBER AUFGEBEN MÜSSTE, dass sich böse Männer unter ihnen befänden. Er sollte nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Er sollte nicht lügen, nicht schwören, nicht stehlen.“ (Interview mit Martin Harris, Tiffany’s Monthly, 1859, S. 163-165, 167 und 169)
Nachdem Joseph Smith die Mormonenkirche gegründet hatte, musste er nicht viel über seine Geldgräberaktivitäten sagen. Er gab dennoch zu, dass er in diese Tätigkeiten verwickelt war. In der Ausgabe vom Juli 1838 des Elder’s Journal versuchte Joseph Smith, die Fragen zu beantworten, die ihm ständig gestellt wurden. Frage 10 lautete folgendermaßen:
„Frage 10: War Joseph Smith ein Geldgräber?
Antwort: JA, das war für ihn nie eine sehr einträgliche Beschäftigung, da er nur vierzehn Dollar pro Monat dafür erhielt.“ (Elder’s Journal, Juli 1838, S. 43; nachgedruckt in der History of the Church, Bd. 3, S. 29)
Gemäß David Whitmer, einer der drei Zeugen für das Buch Mormon, gab Joseph Smith den Stein, den er benutzte, um das Buch Mormon zu übersetzen, an Oliver Cowdery. Später wurde dieser Stein nach Utah gebracht. Ein Zeitungsreporter schrieb folgendes in seinem Bericht über ein Interview mit David Whitmer: „Mit diesem Stein wurde das ganze gegenwärtige Buch Mormon übersetzt. Er ist das einzige Überbleibsel das sich nicht im Besitz der Whitmers befindet. Jahrelang umgab Oliver Cowdery ihn mit Sorgsamkeit und Sorge, aber bei seinem Tod kam der alte Pineas Young, ein Bruder Brigham Youngs und ein alter und inniger Freund der Familie Cowdery aus alter Zeit, aus Salt Lake City und plante während seines Besuchs mit Hilfe einer betrügerischen Spitzfindigkeit, die er an der leidgeprüften Witwe anwandte, den Stein aus seinem Versteck zu bekommen. Als er nach Utah zurückkehrte, brachte er ihn triumphierend in Apostel Brigham Youngs ‚Lion House’“ (Des Moines Daily News, 16. Okt. 1886)
Wir wissen, dass um 1856 Joseph Smiths „Seherstein“ nach Utah gebracht worden war, denn Hosea Stout berichtete folgendes in seinem Tagebuch unter dem Datum 25. Feb. 1856:
„Präsident Young stellte den SEHERSTEIN heute Abend den Regenten vor, mit dem der Prophet Joseph die Platten des Buches Mormon entdeckte.
Man sagt, dass er kieselartig, von granitschwarzer Farbe, fast schwarz mit hellen Streifen war, irgendwie einer versteinerten Pappel oder einer Barke aus Pappelholz ähnlich. Er hatte etwa die Größe aber nicht das Aussehen eines Hühnereis.“ (On The Mormon Frontier, The Diary of Hosea Stout, Bd. 2, Seite 593)
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