Zerstörung des Expositor
Der Mormonenschreiber Kenneth W. Godfrey macht folgende interessante Bemerkungen in Bezug auf den Konflikt in Illinois:
„Die Feindschaft gegen den Mormonenpropheten wurde weiter geschürt, als RICHTIGERWEISE das Gerücht umging, dass er vom Rat der Fünfzig zum 'König über das gesamte Haus Israel' ordiniert worden war. Diese Aktion wurde von Nichtmormonen falsch ausgelegt, nämlich dass es bedeutete, dass er dabei wäre zu versuchen die Regierung der Vereinigten Staat mit Gewalt zu stürzen. ...Zeitungen und Flugblätter beschuldigten noch wiederholt, dass der Prophet sich wie ein Diktator aufführte und dass seine Aktionen nicht nur verräterisch, sondern auch ein Verstoß gegen den verfassungsmäßigen Grundsatz wären, dass Kirche und Staat getrennt bleiben sollten. Somit beweihräucherte seine KÖNIGLICHE ORDINIERUNG nur den Pöbel und sein unzeitiger Tod wurde sogar noch unausweichlicher.
Die bürgermeisterliche Anordnung des Propheten, mit Zustimmung des Stadtrates, den Nauvoo Expositor zu vernichten, wurde sofort zum Vorwand, um sein Leben auszulöschen...
Rückblickend waren die Mormonen und Nichtmormonen vielleicht beide teilweise schuld für den Konflikt, der sich zwischen ihnen entwickelte. Die Mormonen waren manchmal prahlerisch in Bezug auf ihre politische und wirtschaftliche Macht. Sie verkündeten oft, dass sie das erwählte Volk Gottes wären, und sie neigten dazu, auf kommerzielle Weise nur mit sich selbst Handel zu treiben, und verkündeten eine große Armee und waren in ein Ehesystem verwickelt, das bei den Nichtmormonen für ehebrecherisch gehalten wurde. Andererseits beschuldigten die Nichtmormonen die Mormonen fast jedes Verbrechens, das in der Hancock-Grafschaft begangen wurde, sagten, dass Joseph Smith ein Diktator wäre und glaubten sich selbst darin gerechtfertigt, dass sie, ohne wirklich abzuwarten, bis Wahrheit oder Unwahrheit der vielen Anklagen gegen ihn herausgefunden waren, gegen ihn kämpften.“ (Brigham Young University Studies, Winter 1968, Seite 212-214)
Der Nauvoo-Expositor, von dem Kenneth Godfrey sprach, sollte in Nauvoo von einer Anzahl von Leuten gedruckt werden, die gegen Joseph Smiths politische Ambitionen und die Ausübung der Polygamie kämpften. Der Mormonenschreiber John J. Stewart sagt: „Sie versuchten mit William Law als Präsident ihre eigene Kirche zu gründen. Sie brachten eine Druckerpresse herbei und veröffentlichten eine Zeitung mit dem Titel Nauvoo Expositor... Joseph Smith ORDNETE als Bürgermeister DIE ZERSTÖRUNG DER EXPOSITOR-PRESSE AN.“ (Brigham Young and His Wives, Seite 34)
Mormonenschreiber nennen den Nauvoo Expositor oft eine skandalöse und nichtswürdige Veröffentlichung, aber in Wirklichkeit vertrat sie hohe moralische Ansprüche und Gehorsam dem Gesetz gegenüber. Diese Zeitung richtete sich sehr gegen Joseph Smiths „politische Pläne“: „Der nächste wichtige Punkt, der sich uns zur Betrachtung anbietet, ist der Versuch politische Macht und Einfluss zu gewinnen, was wir ernsthaft für widersinnig und absurd halten. Wir halten es für unlogisch und nicht im Einklang mit der christlichen Religion. Wir glauben nicht, dass Gott je einen Propheten erweckte, um eine Welt mit politischen Plänen und Intrigen zu christianisieren.“ (The Nauvoo Expositor, 7. Juni, 1844)
Wir haben schon gezeigt, dass Joseph Smiths History of the Church die Anschuldigung des Nauvoo Expositor bestätigte, dass Hyrum Smith eine Offenbarung gegeben hätte, dass die Mormonen Hoge wählen sollten.
Eine Sache, die die Mormonenführer wirklich beunruhigte, war aber, dass der Nauvoo Expositor die Tatsache lüftete, dass Joseph Smith heimlich die Polygamie befürwortete. Die Mormonenführer behaupteten, dass dies eine Lüge wäre, aber acht Jahre nach Joseph Smiths Tod veröffentlichten sie die Offenbarung über Polygamie. Diese Offenbarung beweist jenseits aller Zweifel, dass die Aussagen im Expositor wahr waren. Somit ist es klar, dass der Expositor auf der Grundlage falscher Aussagen, die von Joseph und Hyrum Smith abgegeben wurden, verdammt wurde.
In einer zusammenfassenden Übersicht über die Vorgänge im Nauvoo-Stadtrat finden wir folgendes:
„Bürgermeister [Joseph Smith] sagte, wenn er einen Stadtrat hätte, der dasselbe fühlt wie ich, würde die Einrichtung (sich auf den Nauvoo Expositor beziehend) vor Einbruch der Nacht als Ärgernis erklärt werden...
Stadtrat Stiles sagte... er würde hineingehen, um alle weiteren derartigen Veröffentlichungen zu unterbinden.
Stadtrat Hyrum Smith glaubte, dass es der beste Weg wäre, DIE PRESSE ZU ZERTRÜMMERN und auf die Typensätze zu pinkeln.“
(History of the Church, Bd. 6, S. 441 und 445)
Als Joseph Smiths History zum ersten Mal im Millennial Star veröffentlicht wurde, wurde Phineas Richards zitiert: „Er sah die Veröffentlichung des Expositor im Kern als viel mörderischer an als David vor dem Tod Urias; WAR DAFÜR, DARAUS EIN KURZLEBIGES WERK ZU MACHEN; wurde vom Bürgermeister vorbereitet, seinen Standpunkt einzunehmen...“ (Millenial Star, Bd. 23, Seite 828) Als dies in der History of the Church , Bd. 6, S. 447, erneut gedruckt wurde, wurden die Wörter „WAR DAFÜR, DARAUS EIN KURZLEBIGES WERK ZU MACHEN ohne jeden Hinweis gelöscht.
Auf jeden Fall ordnete der Nauvoo-Stadtrat die Zerstörung der Durckerpresse an. Folgendes wird in Joseph Smiths History unter dem Datum des 10. Juni 1844 berichtet:
„Der Rat verabschiedete eine Verordnung, die den Nauvoo Expositor zum Ärgernis erklärte, und gab auch eine Anordnung an mich heraus, das besagte Ärgernis zu beseitigen. Ich befahl sofort dem Marschall, sie OHNE VERZUG ZU ZERSTÖREN...
Ungefähr um 8:00 Uhr abends kehrte der Marschall zurück und berichtete, dass er die Presse, die Typensätze und Fixiermittel auf die Straße gebracht und SIE ZERSTÖRT hätte.“ (History of the Church, Bd. 6, Seite 432)
Der Mormonenschreiber Klaus J. Hansen gibt folgende Information in Bezug auf die Zerstörung des Nauvoo Expositor:
„Die Behauptungen des Expositor und die nachfolgende Reaktion lösten sofort die Ereignisse aus, die zum Tod Joseph Smiths und seines Bruders Hyrum führten...
Die Veröffentlichung des Expositor brachte Smith in ein Dilemma. Wenn er diese Publikation nicht aufhielte, könnte die Offenlegung der Geheimnisse um die Polygamie und das politische Königreich Gottes sehr wohl auseinander reißen... Als Smith seinen Nachbeter-Stadtrat zu einem Prozess ohne Juristen, Zeugen oder Geschworenen überzeugte, dass die Zeitung zum öffentlichen Ärgernis erklärt werden sollte... mag er nicht darauf vorbereitet gewesen sein, solch einen Aktionskurs mit seinem Leben zu bezahlen; aber es gibt keine Frage, dass er bereit war, einen hohen Preis für die Erhaltung des Königreichs zu zahlen...
Mit der Zerstörung der Presse hatte Smith seine Vollmacht und die Grenzen des Anstands überschritten.“ (Quest For Empire, S. 156, 158 und 159)
Der Mormonenhistoriker B. H. Roberts machte folgende Aussage in Bezug auf die Zerstörung des Expositor:
„Die Legalität der Aktion des Bürgermeisters und des Stadtrats war natürlich FRAGLICH, obwohl einige danach trachten, sie auf legalem Boden zu verteidigen; ABER MAN MUSS EINGESTEHEN, DASS WEDER BEWEISE NOCH ARGUMENTE FÜR DIE LEGALITÄT ÜBERZEUGEND SIND. Auf dem Boden der Zweckmäßigkeit oder Notwendigkeit ist die Aktion eher zu verteidigen.“ (History of the Church, Einleitung zu Bd. 6, S. XXXVIII)
George Q. Cannon, der ein Mitglied der Ersten Präsidentschaft wurde, machte am 7. Okt. 1868 folgende Aussage: „Es war am 10. Juni 1844. Ich hatte die Gelegenheit zum Stadtrat Nauvoos zu gehen... das Thema, das diskutiert wurde, war, die Erklärung des Expositor zum Ärgernis zu erklären... Sie hatten eine Verordnung verabschiedet, die ihn zu einem Ärgernis erklärt, und den Stadtmarschall ermächtigt... ihn zu beseitigen... Dennoch haben wir seit Jahren in unserer Stadt [Salt Lake City] eine Zeitung, die, falls möglich, mehr abscheuliche Lügen über uns und unser Volk veröffentlicht als vom 'Nauvoo Expositor' veröffentlicht wurden, für dessen Abschaffung er, wie Hyrum Smith sagte, zu sterben bereit war. Wir haben sie nicht zur Kenntnis genommen; wir haben ihre ungestörte Weiterführung ertragen. ABER DIE ZEIT IST FÜR UNS GEKOMMEN, DIESE ANGELEGENHEIT IN BETRACHT ZU ZIEHEN.“ (Journal of Discourses, Bd. 12, Seite 292)
Der Mormonenschreiber John J. Stewart erklärt, dass nachdem der Expositor zerstört war, „die abtrünnigen Veröffentlicher nach Carthage rasten, QUIEKEND, WIE ANGESCHOSSENE SCHWEINE, und bevor der Friedensrichter Thomas Morrison, ein bekannter Mormonenhasser, einen Haftbefehl auf dem Rechtsweg erwirkte, um Joseph und siebzehn weitere Kirchen- und Stadtbeamte wegen Tumults zu inhaftieren.“ (Joseph Smith the Mormon Prophet, S. 220)
Charles A. Foster, einer der Veröffentlicher des Expositor, schrieb folgendes in einem Brief vom 11. Juni 1844:
„Mr. Sharp: - Ich habe es eilig, Sie über die BEISPIELLOSE GEWALTTAT zu informieren, die gegen unsere Rechte verübt wurde... eine Kompanie, bestehend aus etwa 200 Mann, bewaffnet und ausgerüstet mit MUSKETEN, SÄBELN, PISTOLEN, BOWIE-MESSERN, SCHMIEDEHÄMMER usw., unterstützt von einer Menge von mehreren hundert Lakaien, die freiwillig bei dieser Gelegenheit in den Dienst eintraten, marschierte zum Gebäude, und brach die Türen mit einem Schmiedehammer auf und begann das Werk der Zerstörung und Raserei…
Sie stürzten die Presse und Material auf die Straße und zündeten sie an und zerstörten die Maschinerie mit einem Schmiedehammer und beschädigten das Gebäude sehr wesentlich. Wir leisteten keinen Widerstand, aber hielten nach Rache Ausschau und hatten Rachegefühle, aber überließen es der Öffentlichkeit, diesen Gipfel der Beleidigung und Kränkung zu vergelten.“ (Warsaw Signal, 12. Juni 1844)
Charles A. Fosters Beschreibung der Zerstörung des Expositor klingt eher wie eine Pöbelszene als ein legaler Akt. Vilate Kimball, die Frau Heber C. Kimballs und eine treue Mormonin, liefert folgende Schilderung über die Zerstörung der Presse:
„11. Juni. Nauvoo war gestern Abend eine Szene der Aufregung. Einige HUNDERT BRÜDER warfen DIE PRESSE DER GEGNERISCHEN PARTEI hinaus und VERBRANNTEN SIE. (Brief von Vilate Kimball, wie in Life of Heber C. Kimball, S. 350 veröffentlicht)
Der Mormonenautor William E. Berrett erklärte:
„Die Zerstörung des Nauvoo Expositor am 10. Juni 1844 erwies sich als Funke, der all die schwelenden Feuer der Gegner in eine große Flamme entfachte. Sie bot die Gelegenheit, auf die die Abtrünnigen der Kirche warteten, einen legalen Vorwand, um den Propheten und andere Führer in ihre Hände zu bekommen. Der AUFSCHREI, DASS DIE 'PRESSEFREIHEIT' VERGEWALTIGT WORDEN WÄRE, vereinte die Splittergruppen, die nach der Vernichtung der Heiligen trachteten, als ob vielleicht nichts anderes zu tun wäre. (The Restored Church, S. 255)
Gemäß George Laub behauptete Joseph Smith, eine Vision gehabt zu haben, in der er angewiesen wurde, den Nauvoo Expositor zu zerstören: „...Bruder Joseph berief in seinem eigenen Haus eine Versammlung ein und sagte uns, dass Gott ihm in einer offenen Vision bei Tageslicht zeigte, dass es, wenn er die Druckerpresse (Nauvoo Expositor) nicht zerstören würde, bewirken würde, dass das Blut der Heiligen in den Straßen fließen würde und darauf hin wurde das Übel zerstört... Ich schreibe, was ich weiß und selbst gesehen und gehört habe.“ (Pioneer Journals, „Excerpts From the Diary of George Laub“, 1814-1880)
In einem Brief vom 22. Juni 1844 tadelte Gouverneur Ford Joseph Smith für die Zerstörung der Presse des Nauvoo Expositor:
„Ich bringe Ihnen nun meine Meinung zum Ausdruck, dass Ihr Betragen hinsichtlich der Zerstörung der Presse eine grobe Gewalttat gegen die Gesetze und Freiheiten des Volkes war. Sie möge voller Verleumdungen gewesen sein, aber dies bevollmächtigt Sie nicht, sie zu zerstören.
Es gibt viele Zeitungen in diesem Staat, die mich mehr als ein Jahr lang fälschlich beschimpften, jedoch ist meine Achtung vor der Pressefreiheit und den Rechten eines freien Volkes unter einer republikanischen Regierung der Art, dass ich den letzten Tropfen meines Blutes vergießen würde, um solche Verlage vor jeder illegaler Gewalt zu schützen. Sie haben die Verfassung in mindestens vier Punkten verletzt. Sie haben den Teil in ihr verletzt, die erklärt, dass Druckerpressen frei und für den Missbrauch durch sie verantwortlich sein sollten und dass die Wahrheit mit Beweisen belegt werden mag... Kein zivilisiertes Land kann ein solches Betragen dulden, noch viel weniger kann es in diesem freien Land der Vereinigten Staaten toleriert werden.“ (Brief von Gouverneur Ford, wie in der History of the Church, Bd. 6, S. 534-536, abgedruckt)
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